Die weltweit erste automatische Großuhr
Einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) aus dem Jahr 2020 zufolge hatte der Textilkonsum in Europa aus globaler Lebenszyklusperspektive im Durchschnitt die vierthöchsten Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel. Bei der Wasser- und Landnutzung hatte es die dritthöchste Auswirkung, bei der Rohstoffnutzung und den Treibhausgasemissionen die fünfthöchste Auswirkung.
Im letzten Jahrzehnt sind die Preise für Kleidung im Verhältnis zur Inflation gesunken, und jedes Kleidungsstück wird weniger genutzt als in der Vergangenheit. Jedes Jahr werden in der EU also etwa 5,8 Millionen Tonnen Textilien weggeworfen, das sind etwa 11 kg pro Person, von denen ein Großteil auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen landet. Die EU27 haben sich bereits darauf geeinigt, die Vernichtung nicht verkaufter Textilien zu verbieten. Und Anfang Juli legte die EU-Kommission einen Vorschlag vor, der die Einführung harmonisierter Extended Producer Responsibility (EPR)-Systeme für Textilien EU-weit verpflichtend vorsieht.
Andererseits entwickelt sich das Textilrecycling zu einem relevanten Faktor mit einer ganzen Reihe von Akteuren auf dem Markt. Eine davon ist die „schwedische Innovationsplattform für Textilsortierung“ Siptex. Es handelt sich um die weltweit erste automatische Großsortieranlage für Textilien. Waste Management World sprach mit Anna Vilén, Leiterin Kommunikation bei Siptex, über das Projekt und die Anforderungen an hochwertiges Textilrecycling.
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Können Sie uns etwas über das Siptex-Projekt erzählen: Wie kam es dazu und wann wurde die Sortieranlage in Betrieb genommen?
SIPTex steht für „Schwedische Innovationsplattform für Textilsortierung“ und wird die Verbindung sein, die derzeit zwischen Textilsammlung und hochwertigem Textilrecycling fehlt.
Siptex wird von Vinnova finanziert und ist ein Schritt-3-Projekt innerhalb des herausforderungsorientierten Innovationsprogramms. Dieser Schritt beinhaltet die Errichtung der weltweit ersten automatisierten Sortieranlage für Post-Consumer-Textilien im industriellen Maßstab. Das Projekt wird vom schwedischen Umweltinstitut IVL geleitet und gemeinsam mit einem breiten Konsortium bestehend aus schwedischen Modeunternehmen, Forschungsinstituten, Behörden und Akteuren aus verschiedenen Teilen der Wertschöpfungskette für Textilien durchgeführt.
Warum ist die Sortierung von Textilabfällen wichtig?
Für Textilrecycling im größeren Maßstab sind gleichbleibende Qualität und große Mengen erforderlich. Die heutige manuelle Sortierung von Textilien kann dem Marktbedürfnis nach qualitätsgesicherten Produkten nicht mehr gerecht werden. Die automatisierte Sortierung ist das Bindeglied, das derzeit zwischen Sammlung und hochwertigem Textilrecycling fehlt. Daher wird Siptex zu einer stärkeren Kreislaufwirtschaft in der textilen Wertschöpfungskette beitragen und Schwedens Position als Vorreiter in Sachen Innovation und Kreislaufwirtschaft stärken.
Wie viel Textilmüll kann hier jährlich sortiert werden?
24000 Tonnen pro Jahr.
Was ist der Vorteil einer Großanlage?
Da es sich bei Textilien um ein geringwertiges Material handelt, sind große Mengen in allen Teilen der Wertschöpfungskette unerlässlich.
Welche Vorteile bietet die automatische Textilsortierung gegenüber der manuellen Sortierung und wie funktioniert der Sortierprozess bei Siptex?
Mittels Nahinfrarot- und visueller Spektroskopie (NIR/VIS) sortiert Siptex Textilabfälle nach Fasertyp und Farbe. Die Textilien werden beleuchtet, wobei das Licht je nach Material unterschiedlich reflektiert wird. Sensoren erkennen und berechnen den Fasertyp. Druckluft bläst den Stoff, sodass er im richtigen Behälter landet. Die Anlage kann so programmiert werden, dass sie drei verschiedene Ströme gleichzeitig sortiert.
Das menschliche Auge kann nicht sehen, was NIR/VIS kann. Für das Faserrecycling ist dies der wichtigste Parameter.
Sipetx nutzt Nahinfrarot- und visuelle Spektroskopie (NIR/VIS), um Textilabfälle nach Fasertyp und Farbe zu sortieren.
Gibt es Einschränkungen, welche Art von Textilien bei Siptex sortiert werden können?
Mehrlagige Kleidung wie Jacken, große Artikel wie Laken und Kleidungsstücke mit großen Plastikaufdrucken sind für unsere Einrichtung nicht geeignet.
Woher kommt der Textilmüll, der hier sortiert wird?
Hauptsächlich gebrauchte Kleidung aus Haushalten, die manuell sortiert wurde, um das Material auszuwählen, das für den Secondhand-Markt geeignet ist.
Werden die Textilien vor Ort recycelt?
Nein. Secondhand ist bereits aussortiert, wenn die Materialien bei Siptex eintreffen. Wir wiederum bereiten das Material für das Faserrecycling vor, wobei es von größter Bedeutung ist, dass der Fasergehalt stimmt.
Zu welcher Art des Recyclings trägt Siptex am meisten bei?
Alle Arten des Recyclings, aber wir streben so viel wie möglich von Faser zu Faser an.
Welche Textilien können recycelt werden?
Baumwolle, Polyester, Leinen, Wolle. Das Beste für hochwertiges Recycling sind Monomaterialien.
Mischtextilien stellen eine echte Herausforderung für den Recyclingprozess dar. Gibt es wirtschaftlich sinnvolle Technologien, um sie zu recyceln?
Gemischte Materialien sind natürlich eine Herausforderung. Es wird viel geforscht und entwickelt, und die Techniken stehen kurz vor der Kommerzialisierung.
Wie wichtig ist Design for Recycling bei Textilien?
Super wichtig. Der von den Fast-Fashion-Unternehmen eingeführte Trend zu minderwertiger Kleidung verringert die Möglichkeiten für Wiederverwendung und Recycling.
Welche Länder stehen beim Textilrecycling an der Spitze?
Schweden, Finnland, Spanien und Deutschland sind die Vorreiter in Europa.
Wie sehen Sie die Zukunft des Textilrecyclings?
Mit den bevorstehenden EU-Vorschriften wird es verstärktes Faser-zu-Faser-Recycling geben und Kleidungsstücke werden so konzipiert, dass sie länger halten und zuerst wiederverwendet werden. Hoffentlich.
Was halten Sie vom Verbot der Vernichtung unverkaufter Textilien?
Warum es so lange gedauert hat, dieses Verbot gesetzlich zu verabschieden – es ist ein Kinderspiel. Es soll nichts zerstört werden, was brauchbar ist
Gefällt Ihnen unser Inhalt? Abonnieren Sie unseren Newsletter?Können Sie uns etwas über das Siptex-Projekt erzählen: Wie kam es dazu und wann wurde die Sortieranlage in Betrieb genommen?Warum ist die Sortierung von Textilabfällen wichtig?Wie viel Textilmüll kann hier jährlich sortiert werden?Was ist der Vorteil einer Großanlage?Welche Vorteile bietet die automatische Textilsortierung gegenüber der manuellen Sortierung und wie funktioniert der Sortierprozess bei Siptex?Gibt es Einschränkungen, welche Art von Textilien bei Siptex sortiert werden können?Woher kommt der Textilmüll, der hier sortiert wird?Werden die Textilien vor Ort recycelt?Zu welcher Art des Recyclings trägt Siptex am meisten bei?Welche Textilien können recycelt werden? Mischtextilien stellen eine echte Herausforderung für den Recyclingprozess dar. Gibt es wirtschaftlich sinnvolle Technologien, um sie zu recyceln?Wie wichtig ist Design for Recycling bei Textilien?Welche Länder stehen beim Textilrecycling an der Spitze?Wie sehen Sie die Zukunft des Textilrecyclings?Was halten Sie vom Verbot der Vernichtung unverkaufter Textilien?